Die Idee

Im Sommer 2004 zog ich in eine Wohnung mit einem 18m langen Flur. Schon bei der Besichtigung war mir die Idee gekommen, dort Ausstellungen zu machen.

Ich kenne (teils aus meinem Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig) viele Künstler, genauso aber auch viele Kunstbegeisterte – warum also nicht ein kleines Forum aufbauen, einen Ort, an dem sich Kunst-Interessierte treffen können, einmal monatlich, ein bisschen in der Tradition der Berliner Salons, nur eben mit Schwerpunkt auf Bildender Kunst?

Die Länge des Flurs gab den Namen 18m – und legte gleich den jour fixe fest: Am 18. Jeden Monats ab 18h sollten die Ausstellungen geöffnet sein, manchmal mit zusätzlicher Veranstaltung.


Die erste Ausstellung: ein Überraschungserfolg

12 Illustratoren wurden eingeladen, etwas zum Thema »countdown« zu machen und am 18. Februar 2005 wurde die 18m Galerie für Zahlenwerte eröffnet.

Mit fast 200 Gästen hatte ich nicht gerechnet, auch nicht mit so viel begeistertem Publikum, auch nicht damit, daß von 25 Bildern 16 verkauft werden würden ... – und auch die nächsten »Öffnungstage« am 18. März und 18. April waren gut besucht.

Freunde rieten mir, das zu professionalisieren, Pressearbeit zu machen etc.


Zweite Ausstellung: unverhofftes Presse-Echo

Am 18. Mai 2005 wurde die zweite Ausstellung eröffnet: »18m2. Berliner Hauseingänge« mit über 50 Fotografien von Hannes Wanderer und Andreas Göx, die auf meine Einladung, Räume mit etwa 18m2 zu fotografieren, die Entdeckung gemacht hatten, daß Hauseingänge oft in etwa diese Größe haben.

Die Presseresonanz war überwältigend: Ein ganzseitiger Artikel im Tagesspiegel, Berichte in der Welt am Sonntag, in der taz, im tip, in der art, Rundfunkbeiträge von rbb Kultur und inforadio, ein Fernsehbericht der Deutschen Welle usw. Entsprechend zahlreich waren auch die Besucher ...


Vorläufiges Aus und Entscheidung fürs Weitermachen

Nicht alle waren glücklich über die unverhoffte Öffentlichkeit – die Toleranz der Nachbarn im ruhigen Wilmersdorfer Mietshaus war nach dem vierten 18. am Ende.

Man legte mir nahe, entweder »das Gewerbe einzustellen« oder ein neues Domizil zu suchen … Nun waren schon viele Pläne geschmiedet, Projekte angedacht, die Adreßliste von 50 auf 400 angewachsen – einfach aufhören kam nicht mehr in Frage.

Ich suchte neue Räume, was schwieriger war als vermutet: sobald ich erwähnte, daß einmal monatlich eine öffentliche Veranstaltung stattfinden würde, winkten die meisten Vermieter ab.


18m im Exil

So gab es zwei Exil-Ausstellungen: eine in einem großen Projektraum in der Frankfurter Allee, wo am 18. Sept 05 (also am Wahltag) eine Installation mit dem Titel »1.Hochrechnung« aufgebaut wurde, eine zweite im Museum für Unerhörte Dinge:

Bei »18x24« zeigten 18 Künstler jeweils 24 Arbeiten im Format 18x24 – ein zum Titel des Museums passendes ›unerhörtes‹ Vorhaben, da das Museum sehr klein ist und die Arbeiten dort fast so dicht wie Votivbildchen in Kirchen hingen.


Neuanfang in Schöneberg

Am 18. Jan 06 schließlich konnte die Galerie in der Akazienstraße 30 in Schöneberg neu eröffnet werden.

Hier gibt es außer einem wiederum langen Flur (10m) noch einen großen Raum, der auch die Möglichkeit bietet, größere Arbeiten und Skulpturen/Installationen zu zeigen.

Gleich für die erste Ausstellung nutzte ich den Raum, um eine 2,40m breite Arbeit der Stuttgarter Malerin Regina Battenberg zu zeigen: »Tryptichon. Schrille Stille« vom 18. Feb bis 10. Mai 06 lockte insgesamt fast 300 Besucher an – und auch wenn viele bedauert hatten, daß ich die charmante Wohnung mit dem 18m langen Flur so schnell verlassen mußte, bestätigten alle, daß die Atmosphäre in den neuen Räumen doch viel großzügiger sei.


Heimspiel für die Kunst

Am 18. Mai 06 wurde mit »1:0 Kunst–Fußball« eine Gruppenausstellung eröffnet, bei der sehr unterschiedliche Herangehensweisen ›zusammenspielten‹: Neben Künstlern der Galerie u. a. auch Uros Djuric, ein serbischer Künstler, der bereits international erfolgreich agiert, den aber Umfeld und Thema lockten.

Eine bunte, humor- und niveauvolle Ausstellung, die – um im Jargon zu bleiben – einige ›Volltreffer‹ beinhaltete und trotz fast zahlloser Konkurrenz-Veranstaltungen gute Presse und viele Besucher verbuchen konnte.


Doppelnummer für einen jungen Maler

Im Juli/August 2006 fand sozusagen eine Doppelnummer (und unter Galeristen seltene Kooperation) statt: am 18. Juli 06 wurde mit »Terminal 1« eine von mir kuratierte Ausstellung mit Malerei von Jan Davidoff in der artMbassy in Mitte eröffnet.

Die Galeristin Chiara Erika Marzi, hatte mich eingeladen, in ihren Räumen eine Ausstellung zu kuratieren.

Ab 18. August 06 wurde diese Schau von »Terminal 2« ergänzt: bei 18m zeigte der junge Münchner Maler weitere, u.a. auch Papierarbeiten und kleinere Formate.


100 Yen und die Kunst des Blumensteckens

Zum Kunstherbst Berlin wurde die erste Ausnahme von der 18er Regel gemacht, auch, um am Rundgangsprogramm ARTINSIGHT des Berliner Landesverbandes der Galerien teilnehmen zu können: Am 30. Sep 2006 wurde »100 Yen. Frisches aus Japan« eröffnet.

Stephanie Senge, die bei einem 6monatigen DAAD-Aufenthalt in Japan die traditionelle Kunst des Ikebana erlernte, wendet diese Technik auf ihre künstlerischen Grundthemen (Konsum, Überproduktion, Kaufwahn) an und macht aus billigstem Konsumtrash, wie man ihn etwa in 100 Yen-Shops (99-Cent-Läden) erwerben kann, streng komponierte, formal-ästhetisch äußerst reizvolle und doch eben weit mehr als dekorative Arrangements.

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»countdown«, 2005, in der Gieselerstraße, Berlin-Wilmersdorf

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»18m2. Berliner Hauseingänge«, Zweite Ausstellung