Das Gelände der damaligen Rundfunkanstalt der DDR in Berlin-Köpenick liegt heute brach und fast verlassen da.
Die großen Säle des Hauptgebäudes werden heute wegen ihrer akustischen Qualität gelegentlich zu Aufnahmen und Proben genutzt, einige Studios dienen noch der Hörspielproduktion. Das übrige verfällt, birst auseinander oder wird von der Natur überwuchert. Der Sender ist lange verstummt.
Die Bilder von Andreas Göx und Hannes Wanderer erzählen von der schwindenden Bedeutung des Rundfunks und der Halbwertzeit von Systemen. Sie künden von der dünnen Schicht zwischen Zivilisation und Wildnis.
thema zu machen.
Wohnst Du noch oder lebst Du schon? Dieser viel zitierte Werbespruch zeigt, das Wohnen ein Lebensgefühl geworden ist. Die Einrichtung wird zur Visitenkarte, zum Portrait. Doch was ist mit der Kunst, die vielleicht noch dazu kommt? Muß das Bild zum Sofa passen, die Skulptur zur Lampe?
Julie August:
Wenn man sich für Kunst interessiert und Kunst in seiner Wohnung irgendwo unterbringt, dann ist das auf jeden Fall eine spannende Frage wie man das macht. Ob man jetzt quasi einen kleinen Altar baut für die Kunst oder ob man die in seine Lebenswelt komplett integriert und auch verlangt, dass sie sich ein Stückweit dem eigenen unterwirft.
Julie August hat für ihre aktuelle Ausstellung Künstler versammelt, die aus Alltagsgegenständen Kunst machen.
Stephanie Senge zum Beispiel arrangiert auf ihrem Küchentisch allerlei Plastikgeschirr, zerbrochenes Porzellan und Verpackungen. Dieses bunte Szenario fotografiert sie wie ein barockes Stilleben.
Julie August:
Ich glaube schon, dass die Dinge die jetzt hier in den eigentlichen Wohnräumen hängen, ein bisschen einen anderen Auftritt haben.
Besonders originell ist die Installation von Claudia von Funcke. Sie hat 15 weiße Abfalleimer in drei Reihen an die Wand gehängt. Sie wirken wie ein geschwungenes Relief, auf das nacheinander 80 Dias projiziert werden.
Fotos, die die Künstlerin auf der Straße gemacht hat: eine rosa geblümte Matratze oder ein verrostetes Autoteil, das an einer Mauer lehnt, und andere Dinge, die noch so auf der Straße liegen. Diese Bilder werden also auf das Eimer-Relief projiziert und plötzlich verwandelt sich die weiße Wand in einen bunten, bewegten Teppich.
Claudia von Funcke:
Was mich in beiden Fälle interessiert ist das ganz Banale, was so leicht übersehen wird, herzunehmen und in einen anderen Kontext zu stellen.
Und das, was auf der Straße ist, wo man vorbei geht und denkt, was ist das für ein Dreck, da hat wieder jemand etwas liegen lassen, und wenn das plötzlich in die Wohnung kommt und das, was in der Wohnung ist sich an einem anderen Ort befindet, auf einmal den Blick schärft.
© Andreas Göx, Hannes Wanderer